Ein Jahr russischer Krieg gegen die Ukraine

Vor der russischen Botschaft in Berlin treffe ich auf einen russischen Panzer, den die Ukrainer im Krieg zerstört hatten. Ich spreche mit Menschen, die den Protest organisiert haben. Tausende rufen „Russia is a terrorist state“. Das Brandenburger Tor strahlt in den ukrainischen Farben.

Es ist der 24. Februar 2023. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert nun ein Jahr. Tausende Menschen lassen Berlin in ukrainischen Farben leuchten. Ein zentraler Demonstrationsort ist die russische Botschaft in der Straße „Unter den Linden“. In der Botschaft selbst bleiben die Lichter aus bis auf einen Stern, der hoch oben im Foyer hinter trüben Scheiben blinkt. Vor der Botschaft zielt ein russischer Panzer, der im Krieg von den Ukrainern zerstört wurde, auf das Gebäude.

Der von den Urkainern zerstörte russische Panzer zielt jetzt auf die russische Botschaft und dient damit als Mahnmal

Ich treffe auf Manfred. Seine Gruppe sei eine von denen, die die Demonstration mit angemeldet haben. Einen Namen habe seine Gruppe nicht. „Ich bin gegen den Krieg“, erklärt er. Zuvor hatte er ein paar „AfD-Angänger oder Schlimmeres“, wie er sagt, mithilfe der Polizei des Platzes verwiesen. Die hätten sich aber wohl auch als Rechte zu erkennen gegeben, gefilmt und Demonstrierende interviewt. Manfred vermutet, dass sie provozieren wollten. Alles sei aber friedlich verlaufen.

Manfred demonstriert regelmäßig vor der russischen Botschaft

Manfred ist nicht allein. Ein paar Meter weiter stoße ich auf Annette. „Wir sind ungefähr 15 Leute“, erklärt sie. „Wir sind aber kein Verein oder Organisation. Wir haben uns im gemeinsamen Interesse für die Sache gefunden.“

Annette trägt ein auffälliges schwarzes T-Shirt mit einem Schriftzug, in dem einige Buchstaben mit der ukraischen Flagge ersetzt sind

Annette hat mit ihren MitstreiterInnen bereits vor einem halben Jahr ein Mahnmal vor der russischen Botschaft aufgebaut. „Das haben wir jetzt erneuert“, erklärt die Demonstrantin.

Das Mahnmal gedenkt der Kinder in der Ukraine. Russland habe 461 ukrainische Kinder getötete, 926 verwundet, 16.221 Kinder nach Russland verschleppt. 345 Kinder würden zudem vermisst. Als Quelle benennt das Mahnmal: childrenofwar.gov.ua

Wenige Schritte weiter treffe ich auf eine junge Frau, die sich mir als Jessika vorstellt. Sie sei in Berlin geboren, ihre Elten stammten aber aus der Ukraine. „Wir kommen aus der Region Kiew“, erklärt sie. „Der Rest meine Familie lebt noch immer dort. Sie verstecken sich in Kellern oder müssen an der Front kämpfen.“

Jessika demonstriert mit ihre Gruppe „Спілка Україниців“. Das hieße „Union der Ukraine“

Hinter dem Brandenburger Tor, wo es zum Bundestag geht, demonstrieren auch Exil-Russen gegen den Krieg und gegen die Politik ihres Heimatlandes. Ein Sprecher richtet deutliche Worte an Putins Gefolgschaft: „Glaubt der russischen Propaganda nicht.“

An diesem Stand zeigen sich Exil-Russen mit der Ukraine solidarisch, organisiert von www.demokrati-ja.org

In den folgenden Stunden nimmt die Demonstration buchstäblich an Fahrt auf. Die Dämmerung bricht herein und die Straße „Unter den Linden“ füllt sich mit weiteren Demonstranten. Unter den Rufen „Russia is a terrorist state!“ ziehen einige Tausend Menschen an der russischen Botschaft vorbei.

Der Demonstrationszug zwischen Museumsinsel und Brandenburger Tor
Krista-Marija Läbe (links) fährt auf einem Protestwagen zum Brandenburger Tor. Sie ist Teil des Vereins Vitsche e.V., der am Vortag eine Performance im Haus der Heinrich Böll Stiftung mit organisiert hatte
Die Demonstration endet mit einer Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor, das in den ukrainischen Farben strahlt