Patenschaften für politische Gefangene im Iran erhöhen Druck auf das Regime

Die Aktivistin Daniela Sepehri appelliert an Menschen des öffentlichen Lebens, Patenschaften für politische Gefangene im Iran zu übernehmen, um den Druck auf das Regime zu erhöhen.

Daniela Sepehri auf einer Veranstaltung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am 1. März 2023 in Berlin. Dort erklärte sie ihr Patenschaftsprogramm. Über den Verein Hawar.help ist es zu erreichen.

Öffentlicher politischer Druck kann Leben schützen. Darum geht es Daniela Sepehri. Sie und ihre Mitstreiterinnen Mariam Claren und Mina Khani vermitteln Patenschaften für politische Gefangene im Iran. Dabei wenden sich die Aktivistinnen vor allem an Politikerinnen und Politiker, aber auch an Personen des öffentlichen Lebens.

370 Patenschaften habe Sepehri zusammen mit ihren Kolleginnen seit Mitte November 2022 bereits vermitteln können. Werden solche Patenschaften übernommen, habe das den Effekt, dass sich hiesige politische Akteure intensiver mit den Schicksalen der Inhaftierten befassten und diese kommunizierten, so Sepehri. Dadurch entstehe öffentlicher Druck auf den Iran. Die Situation der Gefangenen verbessere sich.

„Von diesen 370 Patenschaften sind 92 Personen auf Kaution freigekommen“, erklärt die Aktivistin, „fünf, sechs Todesurteile sind aufgehoben worden. Mehrere Personen sind aus dem Isolationstrakt in den allgemeinen Trakt verlegt worden.“ Sepehri weiß aber auch, dass es nicht allein diese Patenschaften sind, die die Situation verbessern. Tatsächlich tragen viele Faktoren und Aktionen dazu bei.

Sepehri geht es um Sichtbarkeit. „Das Regime hat sich in den letzten vier Jahrzehnten dadurch am Leben gehalten, dass es nach Außen immer den Schein von Rechtsstaatlichkeit und Ordnung wahren konnte.“ Dabei verweist sie auf die Notwendigkeit einer informierten Öffentlichkeit und auf das, was ihre Patenschaften leisten: „Ein Name, den die Welt kennt, ist ein Name, den das Regime nicht so schnell verschwinden lassen kann.“

Sepehri möchte vor allem auf ethnische und religiöse Minderheiten hinweisen, die vom iranischen Regime besonders stark verfolgt werden. „Seit dem 16. September sind 20.000 Personen im Iran festgenommen worden“, erklärt die Aktivistin zur Gesamtsituation.

Im direkten Gespräch mit ihr wird deutlich, dass auch jenseits von Politik und öffentlichem Leben solche Patenschaften aufgebaut werden können. „Es gibt beispielsweise auch Schulklassen, die eine Patenschaft für inhaftierte Lehrerinnen oder Lehrer übernehmen.“

(c) Text und Foto: Jan-Christian Petersen